Seit 1926 betrieb Klemens Molkner sein Juweliergeschäft in der Wiedner Hauptstraße 19. Er war 1903 in Lemberg geboren worden, hatte das Juwelier- und Uhrmachergewerbe erlernt und 1932 in Wien Judita (Betty) Ebenstein geheiratet. 1936 wurde ihr Sohn Kurt geboren. Die Familie hatte sich durch den Kauf des Betriebs 1932 eine Existenzgrundlage aufgebaut, die nun durch den „Anschluss“ schlagartig verloren ging. Noch im März 1938 erklärte sich ein gewisser Herr Brandl selbst zum „kommissarischen Verwalter“ des Molkner’schen Juweliergeschäftes. Er führte am 11. April 1938 eine Bestandsaufnahme des vorhandenen Vermögens durch und stellte fest, dass der Betrieb aufgrund des fehlenden Betriebsvermögens liquidiert werden sollte. In vielen vergleichbaren Fällen war das mangelnde Betriebsvermögen eine direkte Folge willkürlicher „Entnahmen“ von Betriebseigentum durch den betreffenden „Kommissarischen Verwalter“. Ob das in diesem Fall auch zutraf, ist nicht mehr eruierbar. Die Liquidierung wurde jedenfalls auch mit dem Hinweis begründet, dass sich in der nächsten Umgebung schließlich zahlreiche „arische“ Juweliere befänden. 1
Im Oktober 1938 stimmte die VVSt der „Liquidierung“ des Geschäfts zu, die Gewerbeberechtigung wurde stillgelegt. Vermutlich wurde Klemens Molkner wie viele andere Betroffene im Austausch gegen die Verpflichtung, umgehend (in der Regel innerhalb von vier bis sechs Wochen) aus dem Deutschen Reich auszuwandern, aus der Haft entlassen. Aufgrund des Drucks und durch den Verzicht auf eine „Arisierung“ konnte die Familie Molkner zunächst nach Großbritannien und im März 1940 in die USA flüchten, wo sie sich in Georgia ein neues Leben aufbauen mussten. Klemens Molkner verstarb am 11. November 1959 in den USA. Seine Ehefrau und sein Sohn lebten in den 1960er Jahren in Georgia. Ihr weiteres Schicksal ist nicht bekannt. 2