Vinzenz Klampfer, der 1938 als „wilder Kommissar“ das Textilhandelsgeschäft von Max Stappler in der Favoritenstraße 43 übernommen hatte, verfasste Anfang Jänner einen zornigen Protestbrief. Er beschwerte sich beim Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich, Josef Bürckel, bitterlich, dass er, Klampfer, bislang immer noch immer keine Genehmigung zur „Arisierung“ des von ihm nun schon länger „geleiteten“ Textilhandelsgeschäftes erhalten hatte. Der Beschwerde ging ein Mitarbeiter der Vermögensverkehrsstelle (VVSt) nach und berichtete anschließend, dass in diesem Geschäft „[…] ein Herr namens Vinzenz Klampfer sitzt und sich als neuer Inhaber ausgibt. […] Da es sich meiner Meinung nach um eine wilde Arisierung handelte, habe ich selbstverständlich einen k.V. [kommissarischen Verwalter, Anm.], in der Person des mir vom Kreis II als alten Pg. [NSDAP-Parteigenossen, Anm.] bestens empfohlenen Seifert, eingesetzt.“ 1 Seifert unterzog das Geschäft einer genauen Überprüfung. In deren Folge musste Klampfer alle Gelder aus Warenverkäufen, die er als „wilder Kommissar“ entnommen hatte, zurückzahlen – ob er den Betrag allerdings tatsächlich beglich, ist unklar. Interessenvertretungen der Wirtschaft und Landwirtschaft erstellten bei Enteignungen Gutachten über die Betriebe und die Personen, die es „arisieren“ wollten. Der Handelsbund empfahl zunächst die Liquidierung von Stapplers Textilgeschäft, änderte seine Haltung dann aber und sprach sich für eine „Arisierung“ durch Klampfer aus. Daraufhin erhielt dieser im Februar 1939 die entsprechende Genehmigung der VVSt. Der enteignete jüdische Besitzer Max Stappler flüchtete mit seiner Frau Frida und seiner Tochter nach Buenos Aires, Argentinien. Die Familie kehrte nach 1945 nicht mehr nach Österreich zurück. 2